Das „Finanzjudentum“ als ein außerirdischer Kraken

In seinem dreiteiligen Animationsfilm „Wie funktioniert Geld?“ erklärt der Bremer Mediendesigner Max von Bock sein Verständnis von Geld. Weil er beruflich einer ist, der „was mit Medien“ macht, kennt er sich leider nicht besonders gut damit aus. Also fallen wichtige Ansätze der Soziologie (Geld als Kommunikationsmedium), der Alchemie (Geld: „Dies Metall lässt sich in alles wandeln“) und der Philosophie (Geld als Abstraktionsleistung) leider unter den Tisch. Anstelle dessen gibt es eine kreative Story: Außerirdische haben das Geld erfunden, um damit die Menschen auszubeuten und zu sie versklaven. Die merken aber nichts von dem Betrug, weil sie die fremden Eindringlinge nicht sehen, die sie mit fieser Heimtücke überlistet haben.

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Allein dass das außerirdische Wesen als Kraken auftritt, ist perfide. Man könnte dies für eine Simpsons-Referenz halten, wo die Außerirdischen „Kang“ und „Kodos“ ebenfalls krakenähnliche Tyrannen sind. Man könnte aber auch an die zahlreichen Darstellungen von „jüdisch“ markierter Kraken denken, die den Planeten umschlingen oder Menschen angreifen und erwürgen. Dafür gibt es sogar Beispiele aus der Gegenwart:

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Hier verschlingt der „jüdische“ Kraken gerade „Hamas“, „Jihad“ und „Fatah“. Von haGalil.com.

Der Kraken in der Geschichte von Max von Bock besitzt schon bald den größten Teil des Geldes und damit die Kontrolle über den Planeten. Von der Bank, dem „zentralen Machtinstrument“ des Außerirdischen, werden Kredite vergeben, auf die Zinsen gezahlt werden sollen. Durch diese Zinsen allein müssen die Menschen angeblich immer mehr arbeiten, so dass ein indirekter Wachstumsimpuls entsteht. Die Unterworfenen steuern sich unterdessen ganz von selbst, und dem Kraken „gehört die ganze Welt, und keiner hat’s gemerkt.“

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Der Kraken hat seine „Weltverschwörung“ vollendet: Er „regiert das Geld, und Geld regiert die Welt.“ Auch in der antisemitischen Publikation „Das Rätsel des jüdischen Erfolgs“ von 1928 hieß es: „Der Hebräer […] erkannte es […] als einen Vorteil, von dem umlaufenden Gelde so viel als möglich an sich zu bringen, um dadurch Macht und Gewalt über das wirtschaftliche Leben zu erlangen. […] Er will durch das Geld herrschen und unterdrücken“ (Fritsch 1928, 5-6 [pdf]). Diese antisemitische Vorstellung wird auch durch Karikaturen ausgedrückt, die zum Beispiel „jüdisch“ markierte Personen auf Geldsäcken sitzend zeigen.

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Unter dem Bild steht: „Der Gott des Juden ist das Geld. Und um Geld zu verdienen, begeht er die größten Verbrechen. Er ruht nicht eher, bis er auf einem großen Geldsack sitzen kann, bis er zum König des Geldes geworden ist.“ Von haGalil.com.

Aber wahrscheinlich wollte Max von Bock keine latent antisemitische Theorie verarbeiten. Dennoch stützt sich sein Erklärungsmuster letztlich auf die Behauptung, dass eine bestimmte soziale Gruppe auf Kosten einer „gesunden“ Gesamtheit bereichere. Dass diese Konstruktion nicht wahr ist, hält hunderte geneigte Zuschauer(innen) nicht davon ab, über die Kommentarfunktion von „YouTube“ ihre Zustimmung kund zu tun („genial endlich mal jemand der weiß wie die ganze sche** mit dem Geld abläuft“). Wie um die Gegenüberstellung von gegenwärtiger und historischer antisemitischer Propaganda und dem „harmlosen“ Cartoon zu bekräftigen, findet man dort auch eine Reihe ganz erstaunlicher Kommentare:

waldwurzelzwerg: „Die einen gehen Arbeiten und verdienen mühsam ihre Brötchen und andere leben super von ihren Zinsen.“

Aschahin: „Ich glaube, dass hängt damit zusammen, dass viele große Banker (Rotschild z.B.) Juden waren.“ (Link)

JanTurelur: „Ein totaler globaler Atomkrieg wäre jetzt schön.“ (Link)

Eisregen88: „Nie wieder Kapitalismus! Nationaler Sozialismus jetzt!“ (Link)


  1. Anonymous

    Was für ein Quatsch hier.

  2. Anonymous

    Wenn man einfach zu dumm ist, normales Fernsehen zu gucken, kommt so ein Quark heraus ! Bei ARD Panorama hieß es mal „Wem gehört Deutschland“ – sollte man sich mal reinziehen.

  3. Walwurzelzwerg

    Übrigens mal ein simpler Ausflug in dioe Mathematik: Erst ab 40 % Zinsen, gehört man aktuell zu den Zinsgewinnlern im System, erstaunlich, gelle ???

  4. Walwurzelzwerg

    Übrigens mal ein simpler Ausflug in die Mathematik: Erst ab 40 % Zinsen, gehört man aktuell zu den Zinsgewinnlern im System, erstaunlich, gelle ???

  5. Das ist keine Mathematik, sondern bloß eine Behauptung. Und was sollen denn „Zinsgewinnler“ sein?
    @ Anonym. Habe mir gerade deinen „Panorama“-Beitrag angeschaut. Und? Wenn der Staat zu wenig Geld haben sollte, dann druckt er sich halt welches. Ein erfolgreich wirtschaftender Staat, also einer, der große Warenmengen für seine Bevölkerung bereitstellt, muss ein Defizit haben. Ich empfehle dir, bei Gelegenheit André Gorz‘ „Ökologie und Politik. Beiträge zur Wachstumskrise“ von 1977 zu lesen.

  6. konrad

    Wir haben eine hochtechnologisierte Welt, die wir aber nicht nutzten können weil das Geld alles abbremst. Geld „parken“ wird durch expotetiell wachsende Zinsen belohnt, das ist falsch. Stellt euch vor, ihr würdet mitten in der Stadt im Berufsverkehr parken, dann kommt ein Polezist und gibt 50 Euro und sagt wenn ihr stehen bleibt bekommt ihr noch mehr. Wie wäre der Verkehr dann ?
    Genauso ist es beim Geldfluss, und solange dieser Zins eingebaut ist, wird es weiterhin zur Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit, dritten Welt und Finanzkrisen kommen. Anstatt das Ursachen Problem zu beheben, wird diskutiert ob es Knut gut geht oder nicht.

  7. Ich stimme dir vollkommen zu, wenn du meinst, dass der Zins problematische Effekte hat. Allerdings ist er nicht das entscheidende oder das einzige Problem in der gegenwärtigen Geldwirtschaft.

  8. Waldwurzelzwerg

    @unterben: Ich bin Waldwurzelzwerg, auch die oberen beiden Beiträge sind von mir. Das mit den 40 % Zinsen ist eine Tatsache. Einfach mal eine Statistik auswerten und rechnen können. Der Staat soll sich Geld drucken, soll wohl ein Witz sein ??? Der Staat leiht sich Geld von privaten Banken, die Geld aus dem Nichts als Schuld schöpfen. Wer die Zinsgewinnler sind ??? Mathematik ??? Von Deinen Ausgaben 40% ausrechnen und mit Deinen Habenzinsen abgleichen, so schwer ??? Der Normalbürger und der Mittelstand zahlen drauf.

  9. Ben

    Eine bestimmte „Statistik“, oder ist es ganz egal, welche? Bei der Geldschöpfung durch die Zentralbanken wird kein einziger Kredit zurückgezahlt, und das stört auch niemanden … außer vielleicht einige selbsternannte VertreterInnen des Mittelstands 😉

  10. willard

    @unterben: Oh toll, wieder jemand, der alles besser weiss und dem armen Wurm („Mediendesigner“) auch noch erklärt wie er seinen Job zu machen hat. Am besten Du schickst dem guten Max von Bock gradewegs Dein Gegen-Skript, weil Du anscheinend weisst, wie alles funktioniert. (Ich ahne, welche Dogmen hier anrollen….)
    Statt Komplexität zu vereinfachen soll der Autor Deiner Ansicht nach also die Nebelkerzen deiner präferierten diversen Fachgebiete zünden, die allesamt versagt haben, die Zusammenhänge der Geldthematik in verständlicher Form dem gesellschaftlichen Diskurs zuzuführen (was sie ja auch selbst noch mittlerweile zugeben). Machte er aber nicht und jetzt kriegt er eins auf die Mütze, mit der dicksten Keule wo da. Und alle doofen Youtube-Klicker, die das jetzt für eine tolle und gut pointierte Satire (vielleicht eine der besten zum Thema Geldschöpfung?) halten sind also mit einem Fuß im Höllenreich, wie gut dass Du so unentgeltlich ihr Seelenheil retten kannst …
    Die nach Deiner Lesart vom Videomacher bösartig oder ignorant gewählte Metapher bedient nach meinem Verständnis Deinen Vorwurf in keiner beabsichtigten Weise, Du übertreibst hier maßlos. Es ist einfach ein dramaturgisch eingesetztes Stereotyp. Mach dich locker. (What next? Eine Kampagne gegen Matt Groenings „Futurama: The Beast with a Billion Backs“? Da kriegst Du Tentakel aber satt!)

  11. Ben

    Die Banken gehören den Menschen, nicht den Aliens. Man kann nicht so tun, als hätte jemand den Planeten gekapert – das ist eine Lüge. Und gelogen wird hier deshalb, weil dieses Erklärungsmuster bei „uns deutschen“ Tradition hat.

  12. willard

    Himmel, hilf! Das Konzept einer Satire – bekannt? Wenn der Videoautor also die real existierende Absurdität des Geldschöpfungsprozesses mit einer ebenso absurden Metapher abbildet (vielleicht weil er bewusst „sich raus halten wollte“? Ah nein, er hat ja „gelogen“, wie Du implizierst), dann kann er damit natürlich nur „das Finanzjudentum“ gemeint haben. Honi soit qui mal y pense …
    Zuckst Du auch zusammen, wenn Du Tierfilme über Kraken und Heuschrecken siehst? Der einzige „Antisemitismus“ hier ist Deine Paranoia als self fulfilling prophecy.
    BTW, „Die Banken gehören den Menschen“ – äh, welchen aus Deiner Nachbarschaft genau? Wir reden hier nicht über Trachtenvereine oder Pommesbuden, sondern über in Dekaden gewachsene Kartelle (Großbanken) jenseits demokratischer Regulation – streitest Du das ab?. Ich empfehle Dir z.B. Murray Rothbard „The Case against the Fed“ als Lektüre dazu.
    Vielleicht solltest Du mal besser deinen Fachkanon erweitern um zu beurteilen, welche Erklärungsmuster wo und woher Tradition haben? Dein „Erklärungsmuster“ ist jedenfalls (auf andere Weise) „typisch deutsch“.

  13. Hm, die Karikaturen von Kraken und „Juden“, die ich oben abgebildet habe, folgen auch diesem Prinzip, oder? Macht sie das ungefährlich? Eher nicht …
    Keine Ahnung, was ich von dem Anarchisten Rothbard lernen sollte, aber ich werde mir das Buch gern mal anschauen. Ich glaube dir sehr gern, dass du in Tat und Wahrheit mehr von Bankgeschäften verstehst als ich. Ist aber auch nicht so schlimm, dafür kann ich dir noch ein Zitat vom antisemitischen Publizisten Theodor Fritsch liefern, das m.E. hier sehr gut passt:

    „Es muß immer wieder die falsche Vorstellung bekämpft werden, als ob der Reichtum der bei uns lebenden Juden eine Vermehrung des Volksvermögens darstelle. Im Gegenteil, der jüdische Reichtum ist die Summe dessen, was uns an Wohlstand verloren gegangen ist. Er befindet sich heute in den Händen einer fremden, feindlichen Nation, die ihn benutzt, uns zu bedrücken. Alle die gewaltigen Bankgründungen und Börsen-Spekulationen der Hebräer vollziehen sich in Wahrheit vorwiegend mit unserem Gelde. Es handelt sich bei allem jüdischen Tun nicht um die Neuschaffung volkswirtschaftlicher Güter, sondern nur um raffinierte Besitzverschiebung.“ (Fritsch, S. 102. Link s.o.)

    Übrigens: Ich identifiziere hier nichts mit niemandem, schon gar nicht Kapitalismus mit Juden oder Kapitalismuskritik mit Antisemitismus. Ich halte den Film „Wie funktioniert Geld“ durch seine fiktive Story (die aber nicht aus dem Nichts kommt, sondern historische Prototypen hat), also seine weltanschaulich verdrehte Kapitalismuskritik, für latent antisemitisch. Dabei habe ich dem „guten“ Max von Bock zu keiner Zeit unterstellt, das etwa „bösartig“ zu meinen, wie du mir unterstellst.

  14. Waldwurzelzwerg

    @Ben: Yoh, mein Freund, einfach mal lesen können. Die Zentralbank schöpft Geld, aha. Wenn eine Private Geschäftsbank 100,- Euro Zentralbankgeld bekommt, kann sie bis zu 1.000,- Euro an Kredit vergeben. Aus dem Nichts, mit Zinsen. Klaro ? Schon mal was von den Geldmengen M0, M1, … gehört ??? Welche Statistik wohl,.. ??? Na, eine , die über die Materialeigenschaften von Stahl Auskunft gibt, oder ??? Nö, vielleicht eine, die Haushaltseinkommen, Zinslasten und Gesamtverschuldung darstellt !

  15. willard

    @UnterBen: Mit Verlaub, das ist doch Unsinn. Die von dir ins Spiel gebrachten Grafiken sind klar verhetzende Diffamierungen, denen man es ansieht und nichts reininterpretieren muß.
    Die Aliens von MvB sind klar satirisch und zudem auch noch witzig (und bei den Simpsons angelehnt)
    Es ist Dein pathologischer Beißreflex, DU bringst hier Unworte wie „gesund/ungesund“ und „raffend/schaffend“ ins Spiel, nicht die Videos (die die Zins- und Fiat Money-Problematik trotzdem auf den Punkt bringen). Du scheinst nicht mal bemerkt zu haben, dass sich das Video bis auf die zugegeben zynische Visualisierung weitestgehend einer Wertung enthält. Es bleibt im beschreibenden (natürlich auch überzeichnenden) Ton. Kein Gut , kein Böse. Ganz entgegen Deinen Unterstellungen (!) sind das hier keine vertonten Gottfried Feder-Broschüren sondern clever visualisierte Veranschaulichungen von Zusammenhängen, die wir in frei zugänglichen Quellen wie in Wikipedia finden können. Nur anders zusammengestellt und interpretiert. Mit Aliens – ja warum denn nicht? Welche Art der Darstellung von Implikation, dass das Geld der Vielen in die Taschen der Wenigen wandert triggert bei dir eigentlich nicht die Keule?
    – Du weisst aber schon wie der Kern des ganzen „Spiels“ funktioniert, oder doch nicht? Hast du eigentlich schon mal an der Börse spekuliert? Die gesamte Börsenwirtschaft basiert letztendlich auf diesem simplen Umverteilungsprinzip. Sagte schon der gute Kostolany.
    Wir leben in einem gigantischen Ponzi-Scheme. Unser Verständnis von Geld beruht auf einer Täuschung. Das bringen diese Filmchen von MvB m.E. sehr witzig auf den Punkt und deswegen finde ich sie sehr gelungen. Und der Zins ist sehr wohl ein zentrales Problem. Und Du betreibst hier eine höchst unfaire Diffamierung im Stile eines Kreuzzugs. Alle beanstandeten Assoziationen, Schlüsse und „Verhetzungen“ findet auf Deiner Seite statt. Entlarvend… Statt Deine Dogmen weiter zu repetieren … „Think for yourself“. Punkt.

  16. Ben

    @ willard
    Dass dem Kraken hier kein Davidstern aufgesetzt wurde, macht die Konstruktion der „Satire“ nicht weniger bedenklich: Klar, hinter den Filmen steht nicht unbedingt ein bewusster Antisemitismus, zumal kein eliminatorischer. Aber der Film bedient sich antisemitische Klischees, die du nicht als solche erkennen möchtest. Ökonomische Beschuldigungen sind gerade der Kern antisemitischer Stereotype… und die hier vorgetragene Kritik am Geld- und Zinssystem ist für antisemitische Vorwürfe strukturell offen [Noch mal die Zitate: Aschahin: “Ich glaube, dass hängt damit zusammen, dass viele große Banker (Rotschild z.B.) Juden waren.” Eisregen88: “Nie wieder Kapitalismus! Nationaler Sozialismus jetzt!” Quelle s.o.] Der Kapitalismus wird personifiziert, und die Gestalt, die er annimmt, ist nicht ahistorisch oder zufällig, sondern steht in einer bestimmten historischen Kontinuität. Sie gliedert sich ein in gänge weltanschauliche Formeln. Die von dir angesprochene Unterscheidung zwischen denen, die arbeiten (das „produktive“ Kapital) und denen, die unterdrücken (das „raffende“ Kapital) kommt nicht etwa von mir, sondern aus dem Film. Dort treten die Aliens auf und unterwerfen die „unschuldigen“ Menschlein. An dieser Personifikation soll sich dann – und das ist gewollt – die „gerechte“ Wut auslassen [JanTurelur: “Ein totaler globaler Atomkrieg wäre jetzt schön.”]. Der von dir so bezeichnete Tatsache, dass es einen klaren Unterschied zwischen dem Reichtum „der Vielen“ und den „Taschen der Wenigen“ gebe, schlägt in dieselbe Kerbe, weil hier zwischen Spekulanten und Nichtspekulanten unterschieden werden soll. Dabei verlangen heute meist die „Shareholder“, dass das Management „performen“ soll – selbst bei Banken wie der Deutschen Bank AG.
    In den Karikaturen manifestieren sich die Weltverschörungstheorien: Irgendjemand hat die Weltherrschaft errungen, ohne dass „wir“ es gemerkt haben. Der Kraken, der gerade dabei ist, den Planeten zu verschlingen, wird hier und da von ein paar „produktiven Arbeitern“ bekämpft [Das hört sich dann SO an: GlobalFighter08: „Nur ein toter Banker ist ein guter Banker :-).“ Das Ressentiment greift dann aber auch auf Versatzstücke der Geschichte zurück: JanTurelur: „Die Reichen in den Ofen rein! Die gucken dann recht doof drein!“ Die Kommentare findest du bei YouTube unter Teil 1 von 3.] Inwiefern mein Hinweis auf diese potenziellen Gefahren des Cartoons ein „Kreuzzug“ ist, musst du mir erstmal erklären. Was ich angreifen will sind Ungeziefervergleich, binäres Denken und Nationalismus – mit Blick auf die durch den Film ausgelösten Reaktionen im Kommentarbereich wohl zurecht?
    By the way: Ob die ökonomischen Zusammenhänge hier tatsächlich so sind („wir leben in einem gigantischen Ponzi-Scheme“), oder nicht … das interessiert mich nur am Rande, weil m.E. hier nicht entscheident ist, ob die Theorie stimmt oder nicht, sondern nur, welche WIRKUNG sie entfaltet. Punktum

  17. Waldwurzelzwerg

    Weltweit gehören ca. 5 % der Bevölkerung rund die Hälfte des Vermögens. Yoh, Ben, da spielt es wirklich keine Rolle, ob die Theorie stimmt, oder nicht. Gute Nacht !

  18. @ Waldwurzelzwerg: Ich verneine gar nicht, dass der Zins und andere geldwirtschaftliche Faktoren auch schlechte Wirkungen haben, etwa im Sinne einer Umverteilung. Ich wende mich aber dagegen, sich bei der Kritik an der Funktionweise vom internationalen Finanzsystem von verschwörungstheoretischen und latent antisemitischen Denkmustern leiten zu lassen! Mir wirfst Du vor, ich würde den „Fehler im System“ nicht erkennen, und mein Artikel sei haltlos … Vonwegen Chimären: Bei YouTube gibst du an, dass ein Video von „Die Bandbreite“ dein Favorit sei. Darin wird dem „Weltfinanztum“ die Schuld für 9/11 in die Schuhe geschoben. Warum sind da eigentlich nicht „Zeitgeist“ und „Loose Change“ verlinkt? Würde gut ins Bild passen.

  19. willard

    @unterben: Wo unterschied ich zwischen „Spekulanten und Nichtspekulanten“ (an der Börse sind alle Spekulanten)? Verstehst Du überhaupt, was ich dir begreiflich machen wollte oder baust Du daraus immer gleich die Aussagen für Deine Baukastenrhetorik zurecht?
    Du suchst dir die passenden Extrem-Kommentare einiger Dumpfbacken raus (die Du in ähnlicher Weise in unterschiedlichsten Gegenbeispielen vielfach auf youtube findest), selbst wenn sie auf gehörigen Widerspruch gestoßen sind und konstruierst um diese deine selbstgerechte Kernthese und fühlst Dich bemüßigt, die Welt zu retten.
    Bei Deiner ganzen Bedenkenträgerei hast Du nur den Film nicht richtig angesehen. Ich wiederhole mich: Das ist eine Satire, für mich und andere klar zu erkennen, warum nicht für dich? Genauso wie er mit verschwörungsartigen Stereotypen spielt, wiederholt er keinesfalls irgendeine „historische Kontinuität“ oder VT-Schule, sondern persifliert auch Verschwörungstheorien an sich (Warum heisst das Ding wohl sonst „10 Punkte-Plan zur Ausbeutung eines Planeten mit halbintelligenten Lebensformen…“? Hast Du die Fähigkeit, Satire zu erkennen mit dem Jungle World-Abo getauscht?). Er löst in letzter Konsequenz nicht auf, bezieht keine Stellung (damit können Leute wie Du ja anscheinend gar nicht …) und fungiert in seiner vielfältigen Interpretierbarkeit (wie woanders schon mal bemerkt worden ist) immer mehr als „Projektionsfläche“, die interessanterweise, wie an den unterschiedlichsten Reaktionen zu sehen konträrste Zustimmungs-,Widerspruchs-, Beiß- und Hetzreflexe zum Thema Geld auf einmal auslöst. Und entlarvt dadurch (unbewusst?) die Sektiererei der verschiedenen Geldtheorien bzw. derer Anhänger, ohne selbst zuviel ins Detail gehen zu müssen (können?). Könnte man Eugenspiegelei nennen. So gesehen ist das Video sogar als brillant zu werten. Der Autor sollte einen Preis dafür bekommen. Solange Du aber in _deinem_ hermetisch geschlossenen Weltbild verweilst, dürfte sich das dir nicht erschließen.

  20. @ Willard: Mich beschleicht das Gefühl, dass wir uns in dieser Diskussion im Kreis drehen. Ich werde nicht einsehen, warum es irgendeinen Sinn ergeben sollte, die Geld- und Zinsproblematik in Form einer „feindlichen Okkupation“ darzustellen – und Du wirst nicht einsehen, dass die „satirische“ Kritik durch dieses Konzept anschlussfähig an rassistische und explizit antisemitische Positionen wird, wie die von mir zitierten Kommentare zeigen (Ich habe mir übrigens nicht die Mühe gemacht, die vielen hundert Kommentare zu durchsuchen, sondern habe mich auf die jüngsten 10-20 beschränkt, die aus den letzten Tagen stammen.)
    Wie auch immer. Dass Du den Film nun als völlig wertindifferente „Projektionsfläche“ betrachtest ist ja aber schon ein Schritt in die richtige Richtung: weg vom verschwörungstheoretischen Denken („wir leben in einem gigantischen Ponzi-Scheme“ oder „[…] das Geld der Vielen in die Taschen der Wenigen“).
    P.S. Jetzt ist mir endlich eingefallen, wo Du die fixe Idee mit der „Keule“ hergenommen hast: http://severins-burg-theater.blogspot.com/2008/10/auschwitzkeule.html

  21. Waldwurzelzwerg

    @unterbern: Die Bandbreite ist nicht mein Favorit. Ich diskutiere aber da mit. Nur damit ich den Mist finde, habe ich das verlinkt.

  1. 1 Der Spiegelfechter» Blog Archive » Der Spekulant als Sündenbock

    […] * Bildunterschrift des obersten Bildes: “Der Gott des Juden ist das Geld. Und um Geld zu verdienen, begeht er die größten Verbrechen. Er ruht nicht eher, bis er auf einem großen Geldsack sitzen kann, bis er zum König des Geldes geworden ist.” Quelle […]